Personalversammlung am DO Plessow/Lehnin: Die Luft brennt – prekäre Situation in der Aus- und Fortbildung

Die Situation ist nicht neu, das Thema auch nicht – dennoch ist nun das eingetreten, wovor der BDZ und die BDZ geführten Personalvertretungen jahrelang gewarnt haben, die Durchführung von Aus- und Fortbildungsveranstaltungen kann nur noch mit größten Mühen aufrechterhalten werden.

Das zur Verfügung stehende Personal ist mittlerweile derart überschaubar, dass man im Moment von einer Mangelverwaltung sprechen muss. Mit den verfügbaren Ressourcen muss der Dienstbetrieb irgendwie am Laufen gehalten werden. Seit Jahren wurde versäumt, auch neues Personal zu akquirieren, um den enorm gestiegenen Ausbildungskapazitäten gerecht zu werden.

Nahezu alle Lehrenden kämpfen mit Überstunden in einem Ausmaß, welches aus Sicht der persönlich betroffenen Personen, aber auch aus der des Dienstherrn (Fürsorgepflicht!) nicht mehr hinnehmbar ist. Es gibt Lehrende, die bereits zum Sommer des laufenden Jahres ihre kompletten Lehrverpflichtungen für das ganze Jahr (!) erfüllt haben – das ist nur möglich, wenn diese Kolleginnen und Kollegen in einem Ausmaß im Unterricht eingesetzt werden, das für die Gesundheit der Beschäftigten nicht förderlich sein kann. Die hohen Krankheitsquoten bestätigen dies.

Der Personalmangel geht auch mit der mangelnden Perspektive des Fortkommens in der Lehre einher. Bei der Besoldungsgruppe A11 ist für die meisten Lehrenden Schluss, höherwertige Dienstposten sind „Goldstaub“ und das bei dieser verantwortungsvollen und fordernden Tätigkeit! Immerhin bilden die Kolleginnen und Kollegen die Zöllner der nächsten Generation aus!

Die seit Jahresbeginn geltende Lehrdeputatsregelung ist dann noch das letzte Puzzlestück, das den Personalmangel in der Lehre bedingt, da die Arbeitsbelastung dadurch noch mehr gestiegen ist.

Viele Lehrende sind daher nur noch aufgrund ihres persönlichen Enthusiasmus‘ in dieser Tätigkeit aktiv, an den Rahmenbedingungen liegt es sicherlich nicht.

Diese Themen waren in der Personalversammlung am 30. Mai in Plessow omnipräsent. Die Stimmung war dementsprechend – die Kolleginnen und Kollegen wollen endlich wirksam greifende Lösungen präsentiert bekommen, um die Situation spürbar und nachhaltig zu verbessern.

Als Vertreter der Dienststellenleitung war Herr Schoeneck, Direktionspräsident DIX, der Einladung gefolgt. Durch die Veranstaltung führte Simon Schneider (BDZ), Vorsitzender des örtlichen Personalrates. Der BDZ wurde weiterhin vom stellvertretenden Bundesvorsitzenden und Vorsitzenden des GPR, Thomas Liebel, vertreten.

Beide BDZ-Vertreter waren sich einig, dass die aktuelle Lage am Lehrstandort Plessow/Lehnin – aber auch an den übrigen Dienstsitzen in der Aus- und Fortbildung – nur durch eine massive Stellenanhebung von Dienstposten entspannt werden kann.

Von Seiten der Direktionsleitung wurden vorsichtige Hinweise gegeben, dass mit vereinzelten Stellenhebungen zu rechnen sein könnte. „Die Kolleginnen und Kollegen in der Lehre leisten jeden Tag eine bemerkenswert gute Arbeit, dies muss auch langfristig honoriert werden. Es ist absolut notwendig, dass man eine Perspektive in der Lehre hat und auch in seiner Arbeit wertgeschätzt wird. Die Dienstposten der Lehrenden müssen daher in großem Maße auf die Besoldungsgruppen A12/A13 angehoben werden, sodass auch die Mehrzahl der Kolleginnen und Kollegen davon profitieren können, denn letztlich machen alle die gleiche Tätigkeit“, so die Forderung von Simon Schneider.

Auch auf Bundesebene wird von Seiten des BDZ diese Forderung untermauert. Der BDZ steht hier mit diversen Bundestagsabgeordneten in engem Kontakt, um auch die notwendigen Voraussetzungen im politischen Bereich für entsprechend höherwertige Dienstposten zu bereiten.

Zudem wird der BDZ die prekäre Situation der Aus- und Fortbildung innerhalb der Zollverwaltung bei Bundesfinanzminister Olaf Scholz einbringen. Die Auffassung des stellvertretenden Bundesvorsitzenden hierzu ist eindeutig: „Höhere Einstellungsermächtigungen erfordern eine nachhaltige Investition in die Aus- und Fortbildungskapazitäten des Zolls – diese bislang gläserne Decke muss endlich durchbrochen werden. Andernfalls werden wir dieser historischen Chance nicht gerecht.“

Es bleibt abschließend nur die Hoffnung, dass die Entscheidungsträger den Ernst der Lage in der Aus- und Fortbildung endlich erkennen und Taten folgen werden. Hier brennt mittlerweile die Luft.

 

2 Antworten zu “Personalversammlung am DO Plessow/Lehnin: Die Luft brennt – prekäre Situation in der Aus- und Fortbildung”

  1. Thomas sagt:

    Ein anderer Brennpunkt ist derweil die Beihilfestelle. Ich spreche von Rostock.
    Meine letzter Beihilfeantrag hat vom Absenden bis zum Eingang bei mir 55 Tage beansprucht (4 Tage Dienstpostweg). Dazu kommt noch, dass seit geraumer Zeit das Geld erst mehrere Tag nach dem Eingang des Beihilfebescheides auf dem Konto eintrifft.
    Somit die Zeit dann noch einmal um derweil bis zu 5 Tage anwächst.
    Fairerweise muss man dazu sagen, dass die Beihilfestelle auf diese Probleme hinweist und auch eben schnellstmöglich Personal zugeführt werden soll.
    Persönlich kann ich mich sogar an schnellere Arbeitszeiten als die Krankenkasse erinnern. 2003, 2006, 2011 und 2013 – mal schnell laut privatem Archiv nachgesehen – war die Bearbeitungszeit jeweils unter einer Woche. Hier beliefen sich die Postlaufzeiten über die Dienststelle aber zumeist sechs Tage bis eine Woche. Das läuft derweil besser. Aber mit 14 Tagen insgesamt konnte man gut zurechtkommen. Wünschenswert wäre es auch, wenn die Bearbeitung der Beihilfe nicht privatisiert wird, wie es überlegt wird.
    Bei den voll ausgebildeten Kollegen weiss ich sicher, dass die Daten in guten Händen sind.
    Bei einer reinen Privatfirma hätte ich zumindest subjektiv Bauchschmerzen.
    Vor allem bei einer Privatfirma durch wie auch immer geartete Budgets Kürzungen oder Leistungsverweigerungen zustande kommen könnten. Die gesetzlichen Krankenkassen haben doch schon ein ähnliches System. Dort lehnen Zentralstellen knallhart Heilmittelverordnungen ab, wenn die Personendaten oder der Wortlaut der Verordnung nicht korrekt angegeben sind. Wo früher der Sozialversicherungsfachangestelle selber flexibel gehandelt hat oder beim Arzt anrief, macht heute eine normale Bürokraft einfach nur einen peniblen Datenabgleich.
    Bleibt bitte bezüglich der Beihilfe auch am Ball.

  2. Boggasch, Maik sagt:

    Ich hatte das Vergnügen im April als Gastlehrender in Plessow einen ESB FKS zu betreuen. Bevor in nach Plessow fuhr hatte ich natürlich bereits von Engpässen gehört, Überstunden durch Lehrermangel Stundenausfall etc. Ganz ehrlich ich verstand diese Probleme nicht,arbeite ich doch als hauptamtl. in der Fortbildung und mache auch Überstunden. Andererseits war ich aber nicht bereit von Kollegen geäußerte Vorurteile einfach zu übernehmen. Nun hatte ich das Glück das die Lehrer- und Trainerschaft, mit der ich zusammenarbeiten durfte nicht nur extrem kompetent sondern auch hochmotiviert war. Nach der anfänglichen Schupperphase konnte ich diesbezüglich Fragen stellen und bekam Antworten. Ganz ehrlich, wenn für diese Lehrkräfte, Geld, Beförderung, Beurteilung, Karriere oder einfach nur Anerkennung der Antrieb Ihrer Arbeit wäre hätten die meisten von Ihnen bereits in den Sack gehauen. Es wird Zeit das die verantwortlich Handelnden anfangen verantwortlich zu handeln. Einstellungszahlen, Hot Spot´s, neue Aufgaben und die Leute die das Personal in die Zollspur bringen sollen werden vergessen.

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